Gerade angesichts einer zunehmend radikalisierten und in Teilen hysterischen Diskussion zum Thema Flucht und Migration ist es uns wichtig, für eine besonnene, menschliche und gerechte Migrationspolitik einzustehen. Seit Menschengedenken ist Migration Bestandteil der Geschichte jedes Landes, ohne sie können sich Gesellschaften nicht weiterentwickeln. Wir wollen Menschen, die auf der Suche nach Schutz, Sicherheit und Frieden zu uns kommen, ein neues Zuhause und die Chance neuer Perspektiven bieten. Wir verurteilen aufs Schärfste jegliche antisemitischen, diskriminierenden und rassistischen Tendenzen. Die Sichtbarkeit von Vielfalt und Schutz des Aufenthalts- und Asylrechts sind uns wichtige Anliegen.
Dank einer sehr engagierten und verantwortungsbewussten Bürgerschaft und einer umsichtigen Stadtverwaltung konnten Schutzsuchende bisher relativ geräuschlos untergebracht werden, zumeist allerdings in Sammelunterkünften. Wir setzen uns ein für
- möglichst dezentrale Unterbringungs- Angebote
- Chancengleichheit Geflüchteter in der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt
- Bekämpfung von strukturellem und institutionellem Rassismus sowie Antisemitismus an jedem Ort
- Schutz vor Abschiebung, insbesondere auch im Fall von Geflüchteten, die in Wohnumfeld, Schule und Arbeit integriert sind – unabhängig von ihrem Aufenthaltstitel
- niederschwellige und unbürokratische Beratungsangebote und Hilfen für Geflüchtete, professionelle Hilfe für Traumatisierte
- besonderes Augenmerk auf frühzeitigen und umfänglichen Spracherwerb und Teilnahme an Bildung. Beide sind Garanten für eine gelingende Integration. Dazu gehören auch begleitende Maßnahmen, um die Inanspruchnahme von Kursen und Terminen zu gewährleisten, gerade auch für Frauen mit Kindern.
- Vereine, Initiativen und Privatpersonen, die sich ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten engagieren, sollen unterstützt werden
- hauptamtliche Strukturen für umfassende, leicht zugängliche Beratungsangebote
- Schutz vor Überforderung und Entmutigung des Ehrenamtes durch den Einsatz entlastender fachlicher professioneller Kräfte in der Arbeit mit Geflüchteten
- Einführung von Peer-To-Peer-Angeboten für zugewanderte Jugendliche, d.h. „Jugendliche lernen Sprache durch Jugendliche“
- Förderung des Erwerbs von interkulturellen Kompetenzen für alle, die berufsbedingt mit Geflüchteten zu tun haben.
Wir wünschen uns eine integrative, gerechte und stützende Gemeinschaft, in der Vielfalt und Chancengleichheit nicht nur angestrebt, sondern gelebt werden. Verantwortung für Menschen mit besonderem Hilfebedarf, für benachteiligte Kinder und Jugendliche, für alte, kranke und arme Menschen, egal welcher Herkunft, darf auch in engen finanziellen Situationen nicht scheinbar wichtigeren oder gar Prestigeprojekten geopfert werden. Sie ist nicht zuletzt auch Garant für sozialen Frieden und Demokratie. Das vielfältige traditionelle starke ehrenamtliche Engagement vieler Nürtinger Bürger*innen ist dabei unersetzlich für das soziale Gefüge Nürtingens. Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung können einen wirksamen Beitrag leisten, um Politikverdrossenheit, Populismus und Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit entgegenzuwirken.